Tiger die erste Fellnase im Hause.

Tiger`s schwerer Weg zu uns.

  

Ein großer Wunsch seit vielen Jahren von mir war eine Katze.

Mein Mann lehnte Katzen kategorisch ab. Mit den üblichen Begründungen: Katzen haaren, zerkratzen die Möbel, das Katzenklo stinkt, usw.

 

Wir besaßen einen Schrebergarten, der hinter der Gartenlaube mit einem Drahtzaun zu einem Feld endete. An einem Samstagmorgen im Sommer, hörte ich plötzlich ein fürchterliches  Gejammer hinter der Laube. Im ersten Moment glaubte ich an ein ausgesetztes Baby und ging den Hilferufen nach.  Zunächst sah ich nichts. Doch Plötzlich stand sie vor mir. Ein halbverhungertes  kleines Kätzchen schaute mich mit großen hilfeschreienden Augen an. Uns trennte jedoch der Drahtzaun. Ich begann mit den Händen ein Loch in die Erde zu buddeln, damit sie auf meine Seite gelangen konnte. Das Kätzchen, ob man es glaubt oder nicht, begann von seiner Seite aus zu scharren. Bis das Loch groß genug war um zu mir zu gelangen.

 

Da stand sie nun vor mir, meine Katze. Ein Geschenk von ganz Oben. Sie hatte ein wunderschön gezeichnetes Fell. Man nennt diese Rasse Glückskatzen. Na, wenn das für mich kein Glück war!

 

Sofort war ich bereit sie mit nach Hause zu nehmen um sie hochzupäppeln. Aber ich hatte die Rechnung ohne meinen Gemahl gemacht! „Das kommt überhaupt nicht in Frage, dass fehlt mir noch so ein verlaustest Tier im Haus! Und außerdem wer weiss was für Krankheiten sie hat!“ So basta! Das Thema war damit für meinen lieben Mann erledigt. Nur nicht für die Fellnase und mich schon lange noch nicht. Da ich nicht wusste, ob Mädchen oder Junge, nannte ich sie Tiger.

 

Erst einmal fuhr ich sofort los und versuchte etwas Fressbares für sie zu besorgen, was eine Schwierigkeit hatte, es war Sonntag. 

Als ich trotzdem erfolgreich von meiner Futtersuche zurückkam, es gab tatsächlich ein Kiosk der Katzenfutter verkaufte, sah ich wie meine bessere Hälfte, meine Frau Mama und unser Gartennachbar die Köpfe zusammen steckten um etwas Wichtiges zu besprechen.

 

Mein Findelkind hatte sich derweil sicherheitshalber verkrümelt. Was auch gut für sie war. Die Drei berieten nämlich, wie man am besten diese Katze „beseitigen“ könne, ohne dass ich etwas mitbekäme. Das wurde mir allerdings erst viel später gestanden. Die Kleine stürzte sich sofort auf  das Futter und verschlang es auf der Stelle. Da ihr Magen lange nichts aufgenommen hatte, brach sie es gleich wieder aus. Und schon kamen die klugscheisser Kommentare. „ Sag ich doch, die ist krank! lass sie in Ruhe! „ 

Ich gab nicht auf. Von nun an fuhr ich jeden Tag in den Garten und versorgte sie mit Futter. Mit Erfolg. Etwa zwei Monate später brachte ich sie zum Tierarzt um sie Impfen und Kastrieren zu lassen. Sie hatte sich inzwischen prächtig erholt. Somit konnte sie die notwendigen Eingriffe über sich ergehen lassen. Bloß wohin mit ihr nach der Operation? Nach Hause durfte ich sie nicht bringen. Also entschloss ich sie für eine Woche ins Tierheim zur Pflege zu geben. Mir brach fast das Herz, sie in einem Käfig eingesperrt zurücklassen zu müssen.

Bevor wir nach einer Woche wieder in den Garten fuhren, machten wir noch einen Abstecher. Die Luft war rein. Es war ja niemand daheim. Tiger schaute sich sehr interessiert die Wohnung an. „Tiger, wir schaffen das noch, dass du eines Tages hier bleiben darfst, wetten das ?“ Ein liebevoller Stubser, war die Antwort.

 

Die Zeit verging, die Blätter fielen. Die Natur richtete sich zum Winterschlaf ein. Auch unser Garten wurde Winterfest gemacht. Und, oh welch ein kleines Wunder! Mein guter Mann bereitete für Tiger ein Winterquartier. Er schnitt eine kleine Tür in den Schuppen und baute sogar ein Schlafplatz für sie. Auch fuhr er ab und zu in den Garten um sie zu füttern. Doch nach Hause durfte sie nicht. Noch nicht!

In Laufe des nächsten Jahres eroberte sich der kleine Räuber das Herz von meinem so prinzipientreuen Mann. Wie Katzen das halt so zu tun pflegen, wenn sie etwas durchsetzen wollen. Beim nächsten Wintereinbruch sah dann die Sache von wegen „die Katze kommt nicht über die Schwelle“ schon ganz anders aus. „Na ja“  meinte der Hausherr eines Tages plötzlich „Wir können sie mal zur Probe übers Wochenende mit heim nehmen. Aber wehe sie ist nicht stubenrein!“  Da war ich mir auch nicht so ganz sicher. Schließlich kannte sie die Verhaltensregeln eines Stubentigers nicht.

Diesen Tag werde ich nie vergessen. Tiger durfte das erste Mal zur Probe mit in unsere Wohnung. Die erste Handlung von mir war, sie behutsam auf das Katzenklo zu setzen und ihr einzubläuen, dass dies  der einzige Ort für ihre Geschäfte sei und sie dies um Gotteswillen beherzigen muss. Sonst würde sie in hohen Bogen rausfliegen. Was glauben Sie tat dieses Kätzchen? Dieses intelligente Geschöpf verstand jedes Wort und handelte danach.

Um den kleinen Finger hatten wir unseren Hausherren schon mal gewickelt, aber das war noch nicht genug. Wir wollten die ganze Hand und sein Herz dazu.

Sonntagnachmittags gab es jedoch kein Erbarmen, sie musste zurück in den Garten. So ging das Spielchen sechs Wochen lang. Übers Wochenende durfte sie mit nach Hause, unter der Woche wieder ging es ab in den Garten. Der Abschied von ihr fiel mir immer schwerer und ich glaube auch Tiger fand das gar nicht lustig. Schließlich war es draußen scheußlich kalt und ungemütlich. Ich glaube meinem Göttergatten tat es auch langsam leid, sie in der Kälte abzuliefern.

Pünktlich zwei Tage vor Weihnachten brach endgültig das Eis bei meinem Mann. Tiger durfte endlich für immer in die Wohnung. Wir hatten ein Christkind Kätzchen bekommen. Tiger schnurrte glücklich unterm Weihnachtsbaum und blinzelte uns selig an.

Tiger wurde Papas Beste und um keinen Preis der Welt hätte er sie wieder rausgeschmissen.

Von dort an fuhren wir im Frühling, Sommer und im Herbst gemeinsam in den Garten, aber alle Drei auch wieder zurück.

So lebte Tiger viele Jahre mit uns glücklich und zufrieden. Bis uns eines Tages eine schlimme  Krankheit sie uns für immer nahm.

Es sei noch erwähnt: eine Macke hatte sie. Nie hat sie miaut. Das einzige Geräusch das sie immer von sich gab war ein FAUCH. Das irritierte all unsere Besucher doch sehr.        

Noch ein paar Bilder von der "Fauchkatze"